Das Vakuum – oder: wenn wir alles weg optimieren
Immer wenn wir in einem Prozess etwas verbessern, beispielsweise durch Automatisierung, dann haben wir diese bis dahin sinnlos verschwendete Zeit für den bisherigen Ausführer frei gemacht – erst einmal super!
Nur: wenn ich etwas wegnehme, entsteht dort ein Loch oder sogar ein Vakuum. Im Loch ist ja immerhin noch „Luft“, im Vakuum wird genau diese noch dünner. Also heißt dass, wenn ich etwas wegnehme darf ich mir erst einmal Gedanken über einen sinnvollen Ersatz an der Stelle machen. Dazu fällt mir gerade ein Physik-Versuch ein, den mein Sohn diese Woche aus der Schule erzählt hat: Stellt man einen Mohrenkopf unter eine Glasglocke und erzeugt darin ein Vakuum, wird dieser riesig. Ja, optimiere ich meine Prozesse und habe freie Zeit, ist das erst einmal ein scheinbar großer Gewinn. Nur, der Mohrenkopf fällt wieder zusammen, wenn man das Vakuum auflöst. Und so geht es oft auch mit der frei gewordenen Zeit. Diese Zeit muss SINN-VOLL genutzt sein, sonst ist die Optimierung nur kurzfristig groß und toll.
Das ist auch der Grund, warum Unternehmen oft vor Prozessoptimierungen zurück schrecken – der sinnvolle Ersatz für die frei werdenden Ressourcen wird oft nicht bedacht. Und damit argumentieren Unternehmer häufig mit den Eh-Da-Kosten der Mitarbeiter, also können sie ja auch „umständliche“ Prozessschritte ausführen – bevor sie gar nichts tun.
Im ersten Moment, ja, verständlich. Beim zweiten Nachdenken langfristig problematisch. Jeder Mensch WILL Leistung erbringen und WILL sich entwickeln. Dies wird mit Beschäftigungstherapie nicht dauerhaft erreichbar sein und die Unzufriedenheit von Mitarbeitern wird sich breitmachen, ohne dass einer genau benennen kann, an was es liegt.
Also sind wir wieder beim Ziel des Prozesses und SEPARAT auch beim Ergebnis-Ziel der Optimierung. Viel Spaß beim Füllen des Vakuums – es lohnt sich!