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Sonderbeitrag Teil 1.8: Befindet sich Ihr Unternehmen auf Kurs?

Kennzahlen zeigen auf einen Blick, wo das Unternehmen steht.

Es gibt eine Reihe von Kennzahlen, die eine enorme Aussagekraft über die Situation eines Unternehmens haben. Wir werden uns hier allerdings auf die Zahlen konzentrieren, die den meisten KMUs und auch Start-Ups vermutlich genügen dürften.

Ähnlich wie bei einer Laboruntersuchung beim Arzt, werden wir Ihnen die anzustrebenden Werte – wo möglich – angeben. Somit können Sie anhand der genannten Formeln überprüfen, auf welchem Kurs sich ihr Unternehmen befindet.

Da auf manche Themen bereits näher eingegangen wurde, erfolgt nur der Hinweis auf den Titel des Beitrags.

  1. Liquidität:

Liquiditätsgrad 1 auch Cash Ratio genannt,

Liquiditätsgrad 2 auch Quick Ratio und

Liquiditätsgrad 3 auch Current Ratio genannt.

-> hierzu mehr in Teil 1.5

2. Cashflow

-> hierzu mehr in Teil 1.6

3. Finanzierung

Diese Kennzahlen geben einen Aufschluss darauf, ob das Unternehmen gut finanziert ist. Zusammen ergeben die Werte von Grad der Eigenfinanzierung und der Verschuldung 100%.

Die Gewichtung – was richtig und gut ist, bzw. was nicht – ist sehr stark abhängig von der Branche. Jedoch sollte man immer im Hinterkopf haben, dass Fremdkapital eine gewisse Abhängigkeit darstellt und auch bedient werden muss, wenn es mal nicht so gut läuft.

Grad der Eigenfinanzierung:

Eigenkapital x 100

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Gesamtkapital (Eigenkapital + Fremdkapital)

Grad der Fremdfinanzierung:

Fremdkapital x 100

____________________

Gesamtkapital

Eines steht fest: umso höher der Anteil an Eigenfinanzierung, umso besser steht das Unternehmen da. Es hat definitiv mehr Freiheit und Unabhängigkeit und ist Konjunkturschwankung nicht so sehr ausgeliefert.

4. Anlageintensität

Mit dieser Kennzahl kann ermittelt werden, wie hoch der Anteil des Betriebsvermögens ist, welches in Anlagen, sprich im Anlagevermögen, steckt. Klar ist, dass dieses Vermögen auf lange Sicht gebunden ist und man, sofern sich am Markt etwas verändern sollte, nicht schnell reagieren kann. Somit verliert das Unternehmen ein Stück an Flexibilität.

Anlagevermögen x 100

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Gesamtvermögen (Umlaufvermögen + Anlagevermögen)

Wie hoch das Ergebnis in % sein darf, ist auch hier abhängig von der Branche. Eine Alternative, um das Vermögen nicht auf lange Zeit zu binden, ist beispielsweise das Leasing bzw. die Miete.

5. Anlagedeckung

Diese Kennzahl gibt Information darüber, wie dieses Anlagevermögen durch langfristiges Kapital im Unternehmen gedeckt ist. Das heißt im Klartext, es ist sicherzustellen, dass dieses Anlagevermögen „save“ sein sollte – am besten durch entsprechendes Eigenkapital oder natürlich auch durch langfristig sicheres Fremdkapital. Die Betonung liegt hierbei auf langfristig und sicher! Anlagevermögen über kurzfristiges Fremdkapital zu finanzieren kann riskant werden. Auch hier gilt es zu bedenken, ob immer alles dem Unternehmen gehören muss. Oft sind Miete oder Leasing eine sinnvolle und vor allem flexiblere Lösung. Hinzu kommt, dass Miet- und Leasingraten direkt in die Kosten einfließen.

Man spricht von der „Goldenen Bilanzregel“, wozu es 2 verschiedene Berechnungsmethoden gibt – Deckungsgrad 1 und 2. Da jedoch die „Goldene Bilanzregel 1“ so gut wie nie erfüllt wird, da Unternehmen in der Regel das Anlagevermögen doch eher fremdfinanzieren, werden wir hier nur die Rechenmethode Deckungsgrad 2 erläutern:

(Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital) x 100

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Anlagevermögen

Das Ergebnis sollte immer >100% liegen.

6. Rentabilität ROE und ROS

Wichtig zu wissen, ob sich das Ganze auch lohnt – sprich wie das Unternehmen wirtschaftet und was „unterm Strich“ rauskommt.

Natürlich sollte man das gewünschte Ergebnis realistisch sehen und daher wird als Anhaltswert für die Rendite des Eigenkapitals der übliche Zins für langfristige Anlagen angesetzt.

Eigenkapitalrendite (ROE = Return on Equity)

Jahresgewinn x 100

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Eigenkapital

Ebenso kann auch die Umsatzrendite berechnet werden – hier ist das gewünschte Ergebnis natürlich auch von der Branche abhängig.

Was das Ergebnis bedeutet: Bei 10% Umsatzrendite wird bei jedem Umsatz in Höhe von 100€ ein Gewinn von 10€ erwirtschaftet. Es gilt, wie bei allem, nicht den Blick auf das Ganze zu verlieren und diese Kennzahl nicht durch die dem eigentlichen Betriebszweck dienende Einflüsse zu verfälschen. Daher sollte das ordentliche Betriebsergebnis (ohne Zinserträge/-aufwendungen, sonst. Erträge/Aufwendungen oder Steuern) und nicht der Gewinn für die Berechnung herangezogen werden.

Umsatzrendite (ROS = Return on Sales)

ordentliches Betriebsergebnis x 100

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Umsatz

7. Investitionsrendite ROI

Ob sich eine Investition lohnt oder nicht, dabei kann die ROI-Kennzahl („Return on Investment“) Aufschluss geben. Um jedoch einen „echten“ Wert zu erhalten, bitte unbedingt auch realistische Personalkosten für dieses Projekt mit einrechnen. Das ist leider immer wieder ein Punkt

der schlicht und einfach vergessen wird. Auch sollte der zu erwartende Gewinn aus dieser Investition realistisch bleiben. Eine rosarote Brille bringt hier nichts!

Die einfache Formel lautet Gewinn durch eingesetztes Kapital. Da hier genau definiert werden muss, was alles genau zu den Positionen dazugehört, wählen wir einen anderen Weg. Dieser gibt Aufschluss darauf, ab wann sich eine Investition rechnet.

Beispiel:  Ein Unternehmen investiert 40.000€ in eine neue Maschine mit einer zu erwartenden Rendite von 20%.

Somit betragen die Kosten 40.000€ und der jährliche Gewinn beläuft sich auf 8.000€.

Die Formel:                

Gewinn – Investitionskosten

_________________________

Investitionskosten

Das bedeutet für unser Beispiel: (8.000 – 40.000) : 40.000 = -0,8       

Das bedeutet, dass bereits nach unter einem Jahr 20% der Investitionskosten wieder eingenommen wurden.

Wenn wir das Ganze nun auf 3, 5 und 10 Jahre hochrechnen, ergibt sich folgendes Ergebnis:

3 Jahre:             (24.000 – 40.000) : 40.000 = -0,40   

Das bedeutet, dass sich die Investitionskosten noch nicht vollständig amortisiert haben. Es fehlen noch 40%!

5 Jahre:               (40.000 – 40.000) : 40.000 = 0,0

Ein ROI von 0,00 bedeutet, dass sich die Anschaffung zu 100% amortisiert hat, sprich die Investitionskosten gedeckt sind.

10 Jahre:              (80.000 – 40.000) : 40.000 = 1,0

Ergebnis:

ROI= 1,0 → Investitionskosten wurden amortisiert + 100% Rendite
ROI= 0,0 → Investitionskosten wurden zu 100% amortisiert, kein Gewinn, kein Verlust
ROI= -0,4 → Investitionskosten wurden nicht komplett amortisiert, es fehlen noch 40% der Investitionskosten

Unser Fazit: natürlich soll Unternehmer:in die Leidenschaft und die Vision für das Unternehmen einsetzen und die eigene Kernkompetenz liegt da doch häufig ganz woanders. Dennoch: es gibt heute genug Möglichkeiten diese Zahlen einfach auswerten zu lassen.

Da dann mal einen Blick darauf zu werfen, kann nur von Vorteil sein!