Sonderbeitrag Teil 1.6: Liquidität und Cashflow sind nicht das Gleiche!
Per Definition besteht der wesentliche Unterschied in der zeitlichen Betrachtungsweise. Die Liquidität bezieht sich immer auf einen bestimmten Zeitpunkt, dagegen misst der Cashflow als Stromgröße Veränderungen über einen Zeitraum.
Eigentlich simpel, und dennoch gibt es hierzu immer wieder fragende Blicke.
Da in Titel 1.5 sehr detailliert das Thema Liquidität betrachtet wurde, werden wir nun näher auf den Begriff Cashflow eingehen.
Innerhalb einer bestimmten Periode werden die Einnahmen und Ausgaben als betriebswirtschaftliche Messgröße dargestellt. Unterschieden wird in negativen und positiven Cashflow, je nachdem ob Kapital ab- oder zufließt.
Der sogenannte Cashflow als Indikator für die Liquidität eines Unternehmens, zeigt auf, ob ein Unternehmen aus eigener Kraft liquide Mittel erwirtschaften und bereitstellen kann. Speziell wenn größere Investitionen anstehen kann dies für eine Bank oder auch für Zuschüsse von staatlicher Stelle wichtig und entscheidend sein.
Daher ist für jede:n Unternehmer:in das Wissen über den Zusammenhang von Liquidität und Cashflow mehr als eine lästige Notwendigkeit.
Der Wert für die Ermittlung des Liquiditätsindikators erfolgt aus dem Jahresabschluss – vor allem aus der GuV – und beschreibt die Möglichkeit der Innenfinanzierung eines Unternehmens.
Es werden die Zu- und Abflüsse durch Abschreibungen, die Erhöhung und Verminderung von langfristigen Rückstellungen gegenüber dem Jahresüberschuss oder auch – fehlbetrag verrechnet.
Diese sich daraus ergebene Größe macht es leichter die Situation bzgl. der Liquidität zu beurteilen und es kann die Entwicklung der finanziellen Situation eines Unternehmens beleuchtet werden.
Damit es nicht zu einfach wird…… es gibt nun auch noch zwei unterschiedliche Berechnungsmethoden: die direkte und die indirekte Methode. Das Ergebnis muss bei beiden Methoden, sofern man mit einheitlichen Kriterien gearbeitet hat, identisch sein.
Ein einfaches Beispiel hierzu:
Ein Unternehmen hat in einer bestimmten Periode einen Umsatz von 100.000€ generiert, davon 50.000€ Löhne & Gehälter bezahlt und 10.000€ für Abschreibung angegeben. Rückstellungen wurden in Höhe von 10.000€ gebildet.
Direkten Berechnung: Hier wird lediglich der Umsatz als Einnahme und die Löhne & Gehälter angesetzt.
Das wären nun in unserem Beispiel 100.000€ – 50.000€ = 50.000€ Cashflow.
Indirekte Berechnung: Hier geht man vom Gewinn aus und alle Zu- und Abflüsse werden verrechnet. Bitte beachten: nicht alle Erträge oder Aufwendungen verursachen auch tatsächliche Kontobewegungen.
Zurück zu unserem Beispiel:
Der Gewinn wird ermittelt wie folgt: Umsatz 100.000€ – L&G 50.000€ – Abschreibung 10.000€ – Rückstellungen 10.000€ = Gewinn 30.000€
Da man vom Gewinn ausgeht und sowohl Abschreibungen als auch Rückstellung dazu addiert, ergibt sich folgende Rechnung.
Gewinn 30.000€ + Abschreibung 10.000€ + Rückstellung 10.000€
= 50.000€ Cashflow.
Wie bereits im Vorfeld erwähnt, die Ergebnisse sind identisch.
Obwohl das Ergebnis das Gleiche ist, wird meist mit der indirekten Berechnungsmethode gearbeitet.
Wie kann es auch anders sein – es gibt noch weitere Möglichkeiten eine auf Erfolg basierte Analyse eines Unternehmens darzustellen. Hierbei – speziell für KMUs empfohlen, der sogenannte Free Cashflow. Hierbei wird die Berechnung teilweise abgeleitet und zu einer Aussage bzgl. der Möglichkeit für Investitionen und Wachstum im Verhältnis der liquiden Mittel, herangezogen.
Im Klartext: es besteht die Möglichkeit der Überprüfung, ob noch genug Liquidität vorhanden ist, wenn das Geld für Investitionen abgezogen wird.
Mit diesen Methoden lässt sich eine Aussage über die tatsächlich erwirtschafteten Mittel treffen. Somit ist ein Anstieg der Innenfinanzierung und dem daraus resultierenden möglichen Wachstum darstellbar.
Liquidität und Cashflow ist nicht das Gleiche! Beides jedoch für Unternehmer:innen wichtig und sinnvoll.
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