Die alten Zöpfe…

… abschneiden ist nicht immer ganz einfach, weil ja bekanntlich jede Veränderung gegen unsere Gewohnheiten arbeitet und sich damit nicht in unserer primären Komfortzone befindet. Das heißt, dass wir das unbewusste Tun ganz bewusst unterbrechen dürfen. Das geht!
Bevor wir beginnen den selben Prozess „wie immer“ bei einem bestimmten Impuls zu starten, können wir doch einfach Mal etwas anderes tun. Beispielsweise erst innerlich „Stopp“ sagen und ganz tief einatmen, dann nochmals „Stopp“ sagen und nachdenken und dann nach einem erneuten internen „Stopp“ erst ins Handeln gelangen.

Damit können wir die tatsächliche WIRKUNG unseres Tuns nach immer dem selben Prozess bewusst beobachten. Anschließend können wir selbst bewerten, ob die eingetretene Wirkung tatsächlich unserem Ziel, das wir mit unserem Tun verfolgt haben, entspricht.

Beispiel: Ein Kunde ruft an und reklamiert eine Rechnung. Unser gewohnter Prozess, der automatisch angetriggert wird, ist der, dass wir unsere Rechnung bzw. deren Inhalt rechtfertigen. Logisch, weil wenn wir dies nicht für richtig angesehen hätten, hätten wir sicherlich die Rechnung so nicht geschrieben. Wenn wir nun stattdessen bewusst stoppen, atmen, stoppen, denken, stoppen, reden, werden wir eventuell die Kundensicht aufnehmen können und daraus andere Schlüsse ziehen als bisher – oder eben auch nicht. Wenn wir dann die Wirkung beobachten, z.B. „Kunde ist sauer oder kündigt sogar die Geschäftsbeziehung“ oder „Kunde macht eine neue Bestellung“ können wir entscheiden, was denn der für mich oder das Unternehmen der richtige Prozess sein kann, der mit der Wirkung auf mein Ziel passt.

Leistung zählt nicht

Es ist wirklich total egal was wir leisten, wie oft und intensiv wir uns reinhängen, wie lange wir täglich arbeiten, wie viele Stunden wir in unseren Job, unsere Familie und unsere Liebe investieren. Da kräht kein Hahn danach, wir sind einfach keine Leistungsgesellschaft!

Was wirklich zählt ist die Wirkung, die wir erzielen!

Vielleicht erzielen wir manchmal durch unsere Leistung eine Wirkung bei anderen oder auf etwas – dann haben wir unsere Leistungsbereitschaft an der richtigen Stelle eingesetzt – zumindest wenn die Wirkung das von uns gewünschte Feedback ausgelöst hat. Oft verwechseln wir tatsächlich Leistung mit Wirkung. Wir wollen beispielsweise mehr Geld „verdienen“, weil wir „Überstunden“ gemacht haben. Hä? Wenn wir langsamer zum hoffentlich gewünschten Ergebnis kommen (oder sogar noch gar nicht mal dort sind) , wollen wir mehr Gegenwert dafür? Oder umgekehrt erreichen wir ein Ziel mit geringerem Aufwand, als wir oder andere es erwartet hätten. Dann haben wir hin und wieder das Gefühl, dass es „zu leicht“ war oder wir zu wenig geleistet haben, um damit zufrieden oder sogar stolz zu sein.

Verdrehte Welt:       einfach = falsch & doof         …         schwierig = richtig & gut

Hier fehlt doch eindeutig das Ergebnis, die Auswirkung!

Ich möchte mein Ziel erreichen, nämlich die gewünschte Wirkung in der Welt auszulösen. Und wenn das zufällig „einfach“ ist und ich nur eine „kleine Leistung“ oder „nur ein bisschen Energie“ reinzustecken brauche, ist dies vermutlich so, weil ich super vorbereitet war. Es kann sein, dass ich mir einen Standard dafür zu Recht gelegt hatte oder eine Best-Practise-Methode/-Prozess angewendet habe oder ein geniales Vorbild gesucht und gefunden hatte oder bereits seit einiger Zeit davor in genau diese Richtung gedacht und gehandelt habe – vielleicht sogar unbewusst. Das steigert doch in Wirklichkeit meine gefühlte Erfolgsmessung, weil ich effizient und strategisch zur gewünschten Wirkung kam.

Leistung ist das Mittel – Wirkung ist der Zweck!

Natur und Prozesse

Heute früh hinterm Haus unser blühender Kirschbäumchen – ich habe nichts dazu getan, es durchläuft einfach so Jahr für Jahr seinen Zyklus – schön eines nach dem anderen.

Treiben – Blühen – Früchte tragen – Früchte abgeben – Blätter abwerfen – Winterruhe – Treiben – Blühen…

Die Natur würde nie auf die Idee kommen, sich jeden Morgen neu zu überlegen, was denn heute so ansteht. Die Evolution verbessert Prozesse im Laufe der Zeit, um sich geänderten Bedingungen anzupassen und die Ziele (meist Fortpflanzung und Wachstum) zu erreichen – genau das können wir für Unternehmen lernen: Prozesse sind die Basis für Wachstum!

Was ist überhaupt ein Prozess ?

Ein Prozess ist nichts anderes als eine vorweggenommene Entscheidung!

Ganz einfach: wenn ich mir einmal überlege, wie ein Ablauf zu meiner Zielerreichung und unter der Voraussetzung der Nachhaltigkeit praktisch PERFEKT ist, brauche ich dies nicht jedes Mal wieder von Neuem zu tun, wenn der Start-Trigger ausgelöst wurde.

Auch innerhalb des Prozesses, wenn ich an Entscheidungswegen mit unterschiedlichen Optionen stehe, weiß ich im Voraus welches Ergebnis der eine oder andere Weg haben wird. Also ist es wesentlich angenehmer vorab mit klarem Kopf – also ohne jetzt gerade in der konkreten Entscheidungssituation zu sein – diese Möglichkeiten in Bezug auf mein Ziel zu definieren.

Umdenken auf Rezept?

Berater, Vertriebler und Marketingexperten würden selbstverständlich gerne das Umdenken den Unternehmen und Unternehmern selbst und auch den „etablierten“ Institutionen wie der IHK und dem Wirtschaftsrat sowie der Politik verordnen. Als Unternehmerin lass ich mir nichts vorschreiben – logo! Also darf ich selbst den Nutzen entdecken. Manchmal schmerzlicher, als das notwendig wäre. Wozu gibt es schließlich Modelle?

Wenn ich etwas oder jemanden sehe und genau den Vorzug aus der Betrachtung haben möchte, werde ich dies „nachahmen“. Das ist keine neue Erfindung und keiner Idee, sondern einfach von Kindern abzugucken: Kinder lernen vom Zusehen, Ausprobieren und TUN – Erwachsene übrigens auch.

Warum sollte nun ein Unternehmen umdenken? Prof. Knoblauch hat es ganz einfach auf den Punkt gebracht: „Keiner von uns gibt sich heute noch gerne mit mittelmäßigen Produkten und Dienstleistungen zufrieden. Keiner von uns hält Ausschau nach einem durchschnittlichen Restaurant oder nach einem mittelmäßigen Film, wenn wir ausgehen. Niemand sagt: „Vergeben wir den Auftrag einfach an eine Firma, die die Aufgabe halbwegs gut erledigen wird.“ Nein, wir wollen für unser Geld das Allerbeste, was wir dafür kriegen können!“

Genau deswegen wird es Umdenken auf Rezept zwar nicht geben, dafür werden immer mehr Unternehmen die Erfahrung von erfolgreichen Modellen und Prozessen nutzen, um für ihre eigenen Kunden und Mitarbeiter tatsächlich „Best Practice“ praktizieren zu können und das Allerbeste bieten zu können.

Abschluss Prozessmacht in der Buchhaltung (Teil 3)

Die Macht von zielgerichteten Prozessen ist enorm! Ganz zu schweigen vom Wohlfühlfaktor, weil jeder Beteiligte immer die entsprechende Grundlage für Entscheidungen hat. Wenn wir jetzt noch den entscheidenden Schritt weiter gehen, nämlich uns für jeden einzelnen Prozess, und sei er noch so trivial, ernsthafte Gedanken über das Ziel machen, werden wir automatisch den Kundennutzen in den Mittelpunkt stellen und entsprechend bewusst proaktive Prozesse generieren – in unserem Beispiel möchte ich als Prozessziel des Mahnlaufs NICHT das offensichtliche (also „Geld eintreiben“) in den Vordergrund stellen, sondern die „Kundenzufriedenheit“, weil ich davon ausgehe, dass zufriedene Kunden anstandslos und gerne für den entstandenen Nutzen zahlen werden. Die logische Konsequenz im Mahnbeispiel ist die Klärung, WARUM ein Kunde nicht bezahlt, um dann entsprechende Maßnahmen einleiten zu können:

Mahnprozess_Beispiel_Ausschnitt

Wow, wenn ich die Macht des Unternehmens nehme und die Macht der Prozesse und die Macht, die jeder Mitarbeiter dadurch gewinnt komme ich zu dem Ergebnis:

Prozesse schaffen MACHT3

Der „das- haben-wir-schon-immer-so-gemacht“-Prozess

Wer kennt das nicht?

Du machst einen Vorschlag, wie man einen Ablauf etwas verändern könnte, um damit zielstrebiger oder schneller oder informeller zu sein und trotz deiner Begeisterung für diese tolle Idee stößt du auf Antworten wie „das haben wir doch schon immer so gemacht“ oder „das geht nicht, weil…“.

Im ersten Moment bist du sicherlich frustriert. Du hast dir Gedanken gemacht, du hast es gut gemeint und du bist dir sicher, dass alle Beteiligten davon profitieren würden. Warum lassen sich dann viele Menschen nicht einmal auf den Versuch ein?

Ganz einfach: fast jeder Mensch hat eine Angst vor Veränderung in sich! Wir befinden uns im Alltag in unserer Komfortzone, in der wir uns wohlfühlen und uns auskennen. Wir können Reaktionen abschätzen und wissen was wann wie passieren wird. Wird nun ein Prozess bewusst verändert, wissen wir im ersten Moment zumindest gefühlt nicht, was da auf uns zukommt. Auch wenn die derzeitige Situation noch viel „Luft nach oben“ hat, trauen wir uns nicht einen Versuch zu unternehmen und die Chance zu nutzen!

Stell dir vor: in Deutschland werden im Durchschnitt nur 0,7 Versuche unternommen, bevor wir aufgeben. Das heißt umgekehrt, dass bei weitem nicht jede Idee ausprobiert wird sondern viele Ideen schon im Keim erstickt werden. Wenn wir uns dann noch daran erinnern, dass ein Kind bis zum 15ten Lebensjahr im Schnitt etwa 145.000 Mal Sätze wie „Pass auf!“, „Sei vorsichtig!“ oder sogar „Das kannst du nicht!“ gehört hat, verwundert es überhaupt nicht, dass wir lieber an gewohnten, suboptimalen, Dingen festhalten, als dass wir die Chance nutzen und eine neue Option wählen.

Hast du auch einen „das-habe-ich-schon-immer-so-gemacht-Prozess“, für den es sich lohnen würde, dass du dir ein paar Gedanken um seine Modernisierung machen würdest?

Fortsetzung Prozessmacht in der Buchhaltung (Teil 2)

In der vorigen Woche hatten wir die Prozesslevels. Jetzt lasst uns die oberste Ebene – also Level 0 – als groben Überblick, beispielsweise hier im Bereich Buchhaltung, genauer ansehen (Beispiel):

Grobprozess_Buha

Dies ist tatsächlich nur ein sehr grober Überblick, wie schon angekündigt. Nun kommen die Detaillierteren Prozesse auf der nächsten Ebene, Level 1, beispielsweise unterhalb des Zahlungsverkehrs das Mahnwesen:

Mahnprozess_Beispiel

Hier wiederum ist bei weitem noch nicht definiert, wie konkret die Freigabe bei den Projektleitern oder der eMail-Versand passieren soll, was dann eine Level-2-Beschreibung ist. Darunter könnte auf Level 3 dann konkret die Regel für die Mahntexte oder beispielsweise das Regelwerk für nicht freizugebende Mahnungen bei Projekten enthalten sein.

Super wichtig: bei jedem Prozess ab Level 1 dürfen beliebig viele, möglichst SINNvolle Eskalationen eingebaut werden! Weil das ist genau die Stelle, an der die Prozesse zu echten Führungs-instrumenten werden. Stellen wir uns in diesem Beispiel vor, ein Projektleiter nimmt seine Projektkunden grundsätzlich aus dem Mahnlauf heraus. Wird dies im Prozess entsprechend abgebildet und dann zusätzlich bei Erreichen von bestimmten Eskalationsstufen entsprechende Maßnahmen angestoßen. Schöne Vorstellung, wie viel Sicherheit wir durch solche Prozesse gewinnen können!

Experimentierendes Lernen oder Scheitern um besser zu werden

Vor dem Hintergrund, dass jeder Mensch Erfahrung braucht, um richtig entscheiden zu können oder ganz einfach seine Entscheidung auf Grund seiner bisherigen Erfahrungen trifft, bleibt die Frage, wie wir an „Erfahrung“ kommen.

Erfahrung bekommt man nicht durch Zuhören, Lesen oder Sehen – das ist Lernen. Alles sehr sinnvoll, um Erfahrungen in die gewünschte Richtung zu lenken. Erfahrung bekommt man ausschließlich durch das EIGENE Erleben und Erfahren, das heißt durch das tatsächliche Tun. Da wir „ohne Erfahrung“ häufig „falsche Entscheidungen“ treffen, bekommen wir das Feedback aus dem Resultat, das wir uns zwar nicht gewünscht oder erhofft hatten, doch nun entscheidend für den Aufbau unseres Erfahrungsschatzes beiträgt und in zukünftige Entscheidungen einfließt.

Falsche Entscheidungen gibt es tatsächlich nicht!

Wir treffen Entscheidungen immer vor dem Hintergrund unserer zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Erfahrungen. Somit ist experimentierendes Lernen die Aufmunterung dazu, mutig Entscheidungen zu treffen und aus der Antwort zu lernen.