Regelkreis – oder doch lieber „Prozess für Prozess“?

Ja, Regeln sind gut, weil wir uns damit auf einen Rahmen einigen, der für „everyone, everything, everywhere“ gilt.

Wenn wir also einen Regelkreis definieren, wie welche Prozesse definiert und eben auch bewertet und anschließend gepflegt werden, haben wir die ganze Bandbreite des Managements abgedeckt. Wir machen uns also einmalig Gedanken darüber…

  • wer
  • wann
  • was
  • wie
  • wozu

tut, um damit die regelmäßig Sicherheit zu haben, dass die Prozesse…

  • aktuell sinnvoll & zielgerichtet
  • effektiv
  • nachhaltig
  • wertvoll

sind. Alles, was Gewohnheit ist, passiert sehr zuverlässig. Ein Regelkreis oder ein Prozess für den Prozess kann eben dafür sorgen, dass wir es gewöhnt werden, uns um unsere Abläufe zu kümmern!

Prozessmacht in der Buchhaltung (Teil 1)

Das oberste Gebot in sicherlich allen Buchhaltungen dieser Welt ist die SICHERHEIT!

Die Sicherheit,

  • …dass alles korrekt gebucht ist
  • …dass nichts verloren geht
  • …dass die richtigen Daten zur richtigen Zeit bei der richtigen Person in der richtigen Form am richtigen Ort sind
  • …dass Fristen eingehalten werden und damit alle möglichen Strafen und Nachteile aussen vor bleiben
  • …dass kleine und große Krisen gut überstanden werden und wir mit dem typischen „blauen Auge“ davon kommen können
  • …dass rechtzeitig die richtigen Ampeln an den richtigen Stellen angehen
  • …dass die Transparenz und Unabhängigkeit möglich wird
  • …dass alle Entscheidungen in unserer eigenen Macht stehen

Diese Wünsche sind stets präsent – unabhängig davon, ob es sich, wie es in den meisten Unternehmen der Fall ist, um Unterstützungsprozesse, oder speziell bei Steuerberatern und Buchhaltungsservices um Wertschöpfungsprozesse handelt. Und das ist gut so!

Die Lösung dafür sind gut gemanagte Prozesse. Auch wenn ein Unternehmen sagt, dass es kein Prozessmanagement betreibt, werden die Prozesse trotzdem gemanagt. „Man kann Prozesse nicht nicht managen!“, sicherlich angelehnt an die kommunikationswissenschaftliche Feststellung des Österreichers Paul Watzlawiks „man kann nicht nicht kommunizieren“, führt uns direkt zum Wesenskern von Prozessen: Prozesse sind immer da, ob ich will oder nicht, und wenn sie schon da sind, sollen sie doch bitte Gutes für mich tun!

Im Unternehmen heißt das nichts anderes, als dass die Art und Organisation der bewusst oder unbewusst installierten Prozesse ganz entscheidend für die Zielerreichung des Unternehmens sind. Also immer dann, wenn wir Ergebnisse nicht dem Zufall überlassen wollen, sondern tatsächlich die Macht über unsere Zielerreichung haben wollen, dürfen wir ganz gezielt Prozesse verwenden, die uns genau dort hinbringen, wo wir hin wollen.

Damit wir uns dabei nicht verzetteln, bauen wir die Prozesse mehrstufig auf:

Wertschätzung und Respekt sind keine Einbahnstraße!

Wir alle wollen mit Respekt und Wertschätzung behandelt werden. Dies ist eine Grundvoraussetzung – privat und auch beruflich – für ein Umfeld, in dem wir uns wohl fühlen, gerne sind und arbeiten möchten. Kenntnis davon haben die meisten Führungskräfte und dennoch herrscht im Arbeitsalltag nicht selten ein anderer Ton. Speziell in Krisen- und Umbruchsituationen kommt es häufig zu Konflikten in den Unternehmen.

Sich zwischendurch immer wieder daran zu erinnern, auch in schwierigen Zeiten, Mitarbeitern mit Respekt zu begegnen und mit Wertschätzung zu kommunizieren, ist für alle Beteiligten positiv.

Hier ein paar Tipps, die es leichter machen:

  • Sind Sie selbst in der Stimmung mit Ihren Mitarbeitern wertschätzend zu kommunizieren?
  • Nehmen Sie wahr, dass Krisensituationen auch einen Mitarbeiter verunsichern können?
  • Wenn Sie selbst mit der Situation überfordert sind, werden Sie aktiv und nehmen das Ruder selbst in die Hand. Idee: ein guter Coach kann weiterbringen.
  • Bleiben Sie im Dialog mit Ihren Mitarbeitern. Erst recht in schwierigen Zeiten brauchen Mitarbeiter Sicherheit und Perspektive.
  • Jeder ist verantwortlich für sein Verhalten – sich entschuldigen, wenn man sich mal im Ton vergriffen hat oder übers Ziel hinausgeschossen ist?  Ja bitte!
  • Missverständnisse einfach so schnell als möglich aus dem Weg räumen.

Everyone’s guilty… but no one to blame!

Es gibt einen wunderschönen Prozessablauf… und trotzdem spielen sich solche Szenen zwischen Mitarbeitern ab: „Du bist schuld, dass das nicht geklappt hat!“ – „Nein, du hättest hier doch XY tun müssen!“

Ein toller Song von Motörhead, ‚Love me forever‘, bringt’s auf den Punkt: „Everyone’s guilty but no one to blame!“ sagt, dass jeder Schuld daran hat, allerdings keiner dafür blamiert oder verurteilt wird. Das heißt an dieser Stelle gilt es einfach, den Prozess nochmals zu überdenken.

Und was kommt allermeist dabei heraus?

Sehr häufig ist an diesen Punkten nicht der Prozess „schuld“, sondern die Kommunikation unter den Prozessanwendern. Manchmal geht’s auch einfach;-)

Effizienz vs. Effektivität

Wir sprechen sehr häufig von effizienten Prozessen und dass alle Abläufe noch effizienter werden sollen. Das ist die klassische Prozessoptimierung und tatsächlich die Aufgabe des BPM (Business Process Management).

Effizient heißt, dass mit schonendem Ressourceneinsatz das beste Ergebnis erzielt wurde. Übertragen auf einen Prozess könnte beispielsweise menschliche Zeit eingespart werden, um einen Prozess effizienter zu machen.

So weit so gut – das heißt nun bei weitem nicht, dass gleichzeitig auch die Effektivität gesteigert wurde! Die Effektivität kommt von „Effekt“ und heißt „Wirkung“. Die Auswirkung, im besten Fall der Nutzen, die ein Prozess hervorruft ist keinesfalls mit der Effizienz dieses Prozesses gleichzusetzen.

Ein einfaches Beispiel: Mal wieder anschaulich mit dem Mahnprozess. Dieser ließe sich ohne weiteres sehr einfach effizienter machen, in dem das Buchhaltungsprogramm automatisch ohne menschliches Zutun jede Woche alle fälligen Offenen Posten per eMail anmahnt. Dies kann natürlich sehr sinnvoll sein bei Web-Geschäften oder Kleinaufträgen. Nehmen wir nun als Gegensatz dazu Projektgeschäfte mit viel menschlichem Einsatz und Dienstleistungen, ist dies zwar eine Effizienzsteigerung, vermutlich aber keine Effektivitätssteigerung. Hier sind sicherlich andere Änderungen, wie beispielsweise der persönliche Kontakt wesentlich effektiver.

Die Wirkung ist ausschlaggebend!

Warum oder Wozu ?

Immer wieder kommt es an einer Stelle zu Missverständnissen, die für die Definition immens wichtig ist: WARUM und WOZU

Wenn ich mich frage „warum“ ich etwas tue, dann frage ich nach dem Auslöser. Also nach dem Verursacher in der Vergangenheit. Das kann beispielsweise in der Vergangenheit ein Ereignis gewesen sein, dass mich dazu veranlasst hat, das zu tun, was ich JETZT gerade mache oder auch denke. Ein Warum kann auch eine Anweisung oder gar ein Befehl oder schlicht eine Gewohnheit sein, was im Fall von Prozessen am häufigsten vorkommt.

Wenn ich im Gegensatz dazu frage „wozu“ ich etwas tue, dann ist diese Frage auf die Zukunft gerichtet – auf mein Ziel, das ich mit meinem Handeln in der Gegenwart (JETZT) erreichen möchte!

Entscheide selbst, welche Frage für dich die hilfreichere ist – bei mir ist es eindeutig die WOZU-Frage! Und bei Prozessen ist es super wichtig BEIDE Komponenten zu betrachten:

Warum wird dieser Prozess so gemacht?

Wozu ist dieser Prozess gedacht?

Das Gleichsetzen beider Komponenten erzeugt im Prozessmanagement maximale Verwirrung – lasst uns diese ab sofort auflösen!

Was mache ich zunächst?


Gerade wenn Unternehmen neu anfangen, ihre Prozesse strukturiert zu erfassen und zu sortieren, kommt oft die Frage auf, mit was denn am Besten anzufangen ist. Hier rate ich sehr gerne zu einem einfachen Analyse-Tool – die Fehler-Auswirkung-Häufigkeits-Analyse:

  1. Schreibe den Fehler / das Problem auf
  2. Schreibe dahinter die Auswirkungshöhe von 0 (macht gar nix) bis 10 (Unternehmen kann schließen) dahinter
  3. Schreibe dann die Auftrittshäufigkeit auf, wieder von 0 (tritt nie auf) bis 10 (tritt auf jeden Fall ständig auf)
  4. Schreibe dahinter die Wahrscheinlichkeit, mit der der Fehler vorher bemerkt wird auf. Achtung, hier drehst du die 0-10 um, d.h. 0 = wird in jedem Fall sowieso entdeckt und 10 = ist praktisch unmöglich, dass das entdeckt wird.
  5. Multipliziere nun die 3 Zahlen miteinander und du hast eine ganz einfache Priorisierung erreicht
  6. Mach dich nun an die Prozesse, die die Fehler mit dem höchsten Quotienten deutlich verbessern werden!

Richtig oder Falsch?

Was ist richtig und was ist falsch? Wer entscheidet das denn? Gibt es das überhaupt?

Klar gibt es richtig und falsch! Allerdings immer nur aus einer bestimmten Perspektive oder noch deutlicher: immer mit einem Ziel vor Augen. Jeder, der eine Denkweise oder Handlung an sich als richtig oder falsch deklariert, sieht dies immer vor dem Hintergrund seiner eigenen Wertvorstellung, der kulturellen Norm, der gängigen Moral oder (s)einer eigenen religiösen Überzeugung. Das ist neutral gesehen einfach sinnlos und hat objektiv gesehen bisher alle Kriege dieser Welt ausgelöst. Trotzdem gibt es tatsächlich ein richtig und falsch, und zwar wenn ich Bezug zum Ziel nehme!

  • Der Vorteil: es kann jede Handlung eindeutig in richtig oder falsch unterschieden werden
  • Der Nachteil (oder doch Vorteil?): es liegt darin keine Bewertung, weil ich lediglich die Zielerreichung bewerten kann, also ob ich selbst das Ziel gut oder schlecht finde (nicht richtig oder falsch!)

Beispiel: Wenn mein Ziel das Erklimmen der Eiger Nordwand ist und ich mich in Badekleidung auf in Richtung Südafrika mache, kann ich definitiv behaupten, dass sowohl die Wahl meiner Bekleidung als auch meine Fahrt-/Flugrichtung falsch sind. Obwohl natürlich gegen Badekleidung und Flug nach Südafrika an sich nichts spricht, nur eben vor dem Hintergrund meines Ziels diese Entscheidung beim besten Willen nicht richtig sein kann.

Somit können Prozesse nur richtig oder falsch sein, wenn das Prozessziel eindeutig ist!

Wellenbrecher sind Engel für’s Unternehmen!

Eine Welle läuft unaufhaltsam ihren vorhersehbaren Weg mit einer vorab zu erwartenden Intensität. Genau gleich ist es mit Prozessen, wobei es völlig egal ist, ob es bewusst definierte oder unbewusste Prozesse sind. Gelebte Prozesse sind Gewohnheiten, deswegen sehr verlässlich!

Wird eine Welle also los getreten nimmt sie unbeirrt ihren Lauf, bis sie letztendlich strandet – also ihr Ziel erreicht. Dabei interessiert es die Welle überhaupt gar nicht, ob sie dabei nützliches tut, wie Flaschenpost 🙂 transportieren oder ob sie eventuell Schaden anrichtet, weil sie ein Boot kentert. Das ist nicht ihr Job! Die Welle bekommt ihr Futter durch den Wind und die Wassermassen und die Erdanziehung mit und macht damit ihren Weg.

Genau gleich laufen eben Prozesse: sie bekommen das Futter in Form von Informationen und gehen damit ihren vorgezeichneten Weg. Also können wir auf den ersten Blick daran nichts ändern. Doch! Wir können einen bewussten Wellenbrecher einbauen! Immer an der Stelle, an der unser bildliches Boot zu kentern droht, setzen wir im Prozess mit einem Wellenbrecher an. Wir definieren eine Eskalation, die auf Grund der Intensität oder anderen Indizien einen Unterprozess antriggern, der diese Welle, also diesen laufenden Prozess, durchbricht.

Das sind oft sehr kleine Wellenbrecher, die das Unternehmen ganz schnell pushen können. Für mich sind es immer kleine Engel, die in einem gewohnten Prozess einen Wellenbrecher setzen. Übrigens: ganz oft kommen diese Engel in Form von neuen Mitarbeitern!