„Please translate!“
Egal wie hervorragend unsere Organisation strukturiert ist, hängt doch letztendlich viel von der so schwierig steuerbaren Komponente „Mensch“ ab. Und so gerne ich Prozesse und Effizienz mag, so klar ist mir ebenso, dass Prozesse und Effizienz an der Stelle „Mensch“ oft der falsche oder gar kontraproduktive Ansatz sind. Es ist immens, was für Missverständnisse in der Kommunikation zwischen Menschen möglich sind, dies jedoch mit dem Verständnis für die verschiedenen Persönlichkeitstypen sehr sinnig scheint. Ob wir nun das HBDI-Farbschema[1] oder das DISG-Modell[2] ansehen, um nur zwei Beispiele zu nennen, werden wir ganz selbstverständlich die unterschiedlichen Bedürfnisse, Motive und Reaktionen verstehen. Dies bügeln wir in der alltäglichen Kommunikation unter und das füllt eigene Bücher.
Die Frage vor dem Hintergrund der Effizienz ist vielmehr, ob und was wir im Alltag konkret tun können. Und zwar nicht ersetzend für die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Persönlichkeitstypen und Schaffen von passenden Räumen – real und virtuell. Unabhängig vom Aufbau des Teams können wir uns immer – in einer offenen Kultur – darauf einigen, dass wir sich seltsam anfühlende Aussagen durch einen kleinen Helfer unkompliziert auflösen lassen.
Für uns haben wir die Vereinbarung „please translate“ etabliert. Absichtlich englisch, weil damit der Hinweis „nicht wörtlich, sondern metaphorisch verstehen“ gemeint ist. Bitte übersetze mir deine Sprache in meine Sprache oder besser noch: lass uns die Bedeutung deiner Aussage in meine Emotionssprache übersetzen, weil ich denke, ich habe etwas anders verstanden, als du es gemeint hast. Und ganz bewusst geht es hierbei nie um Fachthemen, sondern immer um zwischenmenschenschliche Aussagen, die das Verständnis, dass niemand jemand anderes etwas Böses will, voraussetzen.
So wird die Aussage „machst du schon Feierabend?“ schnell zum Pulverfass. Die Sender-Aussage sollte sein: „hey cool, dass du deinen Job so effizient erledigt bekommen hast, da muss ich echt noch was lernen, dass ich dort hinkomme“. Die Empfänger-Emotion ist: „der meint wohl, ich arbeite zu wenig“. In diesem konkreten Fall hat es einige Wochen gedauert und hat gedanklich auf beiden Seiten sehr viel Fragezeichen aufgeworfen, bis letztendlich in einem Gespräch die beiden Pole übereinandergelegt wurden.
Das Ergebnis daraus ist der Trigger „please translate“, der zukünftig beiden Seiten ad hoc die Möglichkeit zur Klärung gibt. Und zwar ohne böse Annahmen, ohne tage- und nächtelange Gedankenkarusselle. Einfach, pragmatisch und transparent. Und damit kann auch eine Kleinigkeit in der Kommunikation insgesamt zur Effizienz beitragen – und zum Wohlfühlen in einer gesunden Unternehmenskultur.